Zukunftswerkstatt - Die Transformationsmatrix

Im Jahr 2023 habe ich das große Privileg genossen, mit Kollegien verschiedener Schulformen zu arbeiten. Bei den schulinternen Fortbildungstagen zum Thema 'Lernen mit Zukunft' geht vor allem darum, vorhandene Schätze in einem Kollegium zu entdecken, zu haben und gemeinsam eine Vision einer neuen Lernkultur zu entwicklen. Diese soll bestmöglich den Herausforderungen der BANI-Welt standhalten und Kinder und Jugendliche befähigen, aktive Gestalter:innen ihrer Welt zu werden. 

 

Besonderes Merkmal eines solchen Tages ist die hohe Aktivierung der Teilnehmenden auf der Basis der Methoden von Liberating Structures. Liberating Structures sind Mikrostrukturen, die das Vertrauen im Umgang miteinander stärken, echte Partizipation fördern und so bestenfalls eine hohe Identifikation mit dem Transformationsprozess der Schule schaffen. Gar kein so geringer Anspruch also. 

 

In diesem Beitrag soll es um ein Instrument gehen, welches ich entwickelt habe, um zum Ende eines solchen Tages Ideen, Projekte und Prozesse besser strukturieren und vor allem priorisieren zu können. 

 

 

Die Transformationsmatrix

Das Kollegium/die Steuergruppe/die Schulentwicklungsgruppe ordnet entwickelte Ideen wie z.B. Lern- oder alternative Prüfungsformate den Quadranten der hier abgebildeten Transformationsmatrix zu.

 

Als Inspiration zur Entwicklung der Matrix diente zum Einen die Agreement-&-Certainty Matrix (zu deutsch: Zustimmungs- und Sicherheitsmatrix) der Liberating Structures und zum Anderen die bekannte Eisenhower-Matrix, als eine in der Ratgeber- und Consulting­literatur oft zitierte Möglichkeit, anstehende Aufgaben in Kategorien einzuteilen.

 

Die Anwendung des Eisenhower-Prinzips beginnt damit, die anstehenden Aufgaben eines Tages – oder eines anderen Zeitraums – wie folgt zu unterteilen:

  • Welche Aufgaben haben eine hohe Wichtigkeit und welche Aufgaben sind unwichtig?
  • Welche Aufgaben haben eine hohe Dringlichkeit und welche Aufgaben haben eine geringere Dringlichkeit?

Anschließend werden die Aufgaben in ein Koordinatensystem eingeordnet. Die Eisenhower-Matrix hilft seinen Anwendern also, sich besser zu organisieren. Genau das ist auch mein Anspruch mit der Transformationsmatrix. Darüberhinaus geht es mir aber auch darum, Zuständigkeiten innerhalb einer Schule abzuklären und den Grad der Transformation von umzusetzenden Maßnahmen bzw. Projekten zu ermitteln.  

 

Mit der Transformationsmatrix können z.B. in der Inspiritaions- und Findungsphase der Zukunftswerkstatt gesammelte Herausforderungen bzw. Schulentwicklungs-Vorhaben einem Wirkungsraum und einer Entwicklungsstufe zugeordnet werden. Diese Einordnung unterstützt im Folgenden bestenfalls den Prozess der Priorisierung  und Schwerpunktsetzung .

 

Um diese zu erreichen habe ich für das Koordinatensystem auf der die X-Achse die Entwicklungsstufe und auf der Y-Achse den Wirkungsraum definiert. 

  • Entwicklungsstufe: Das Vorhaben/Projekt ist eine Erweiterung bestehender Abläufe/Prozesse, stellt eine Modifikation oder sogar eine Transformation bzw. Re-Definition dar. Bei der Festlegung der Begrifflichkeiten habe ich mich am SAMR-Modell, ein von Ruben Puentedura im Jahr 2006 entwickeltes Modell zur Analyse der technischen Integration im Schulunterricht, orientiert. 
  • Wirkungsraum: Das Vorhaben/Projekt bezieht sich auf mich, eine Gruppe (z.B. ein Jahrgang oder eine Fachgruppe) oder die gesamte Organisation (z.B. Schulstufe, Schulzweig oder die ganze Schule). In Bezug auf das Individuum sind die Grenzen logischerweise nicht ganz trennscharf ( z.B. multiprofessionelle Teams in der Inklusion).

Gesammelte Ideen, die z.B. mit Hilfe von Spiral Journals in der Findungsphase der Zukunftswerkstatt gesammelt werden, können direkt im Anschluss oder zu einem späteren Zeitpunkt geclustert und den Quadranten der Matrix zugeordnet werden. Die "Schätze" des Kollegiums werden dadurch archiviert und im ursprünglichen Sinne des Wort wertgeschätzt. 

 

Die Matrix veranschaulicht die "Schätze" dann in ihrem Wirkungsraum und der Stufe der Transformation. So lässt sich der Aufwand bei einer möglichen Umsetzung direkt ablesen.

 

Vorhaben oder Projekte im 1. Quadranten lassen sich natürlich viel leichter umsetzen als jene im 4. Quadranten. Dort sollte demnach nur ein oder höchstens ein zweites Vorhaben für die Umsetzung in der näheren Zukunft platziert werden. 

Eine Schulentwicklungsgruppe, eine Steuergruppe oder ein Thinktank der Schule kann mithilfe der Matrix Meilensteine und (Zwischen-)Ziele definieren und so den Prozess der "Schule im Wandel" transparent begleiten. 

 

Wichtig: Bei der Zu- bzw. Einordnung in die Quadranten sollte nicht allzu pingelig vorgegangen werden. Ob ein Projekt wie Verantwortung eher eine Modifikation der Schule und des Lernens oder schon eine Transformation der Lernkultur bedeutet, ist nicht kriegsentscheidend. Wichtiger wäre hier zu schauen, ob das Projekt nur eine Teilgruppe - wie einen bestimmten Jahrgang - betrifft oder die ganze Schule. 

 

Vorhaben wie Flipped Classroom können z.B. leicht individuell umgesetzt werden (Quadrant 1), während das Lernformat FreiDay sicherlich größere Auswirkungen auf Ressourcen, Stundenpläne und Lehrkräfte-Einsatz hat (Quadrant 4).

 

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