Praxis: Alternative Gelingensnachweise von A bis Z (Teil 2)

Für eine zukunftsweisende Gestaltung von Schule und Unterricht  ist nicht die reine Wissensvermittlung bedeutsam.  In einer Schule der Zukunft geht es  insbesondere um den Erwerb von Kompetenzen  und Haltungen. Im ersten Teil des Beitrags habe ich ausgehend von den Begriffen "alternativ" und "Gelingensnachweis" skizziert, welche neue Formen von Kompetenznachweisen neben, oder besser anstatt herkömmlichen Klausuren im Unterricht ein- und umgesetzt werden können. Das Gute ist: Du kannst damit schon morgen anfangen. An deiner Schule. In deinem Unterricht. In deinem Klassenraum.

Die konkreten Beispiele von A bis L in Teil 1 stehen im Zeichen einer neuen Lernkultur, die dann selbstverständlich auch Auswirkung auf die Leistungs- und Prüfungskultur einer Schule hat. 

 

Zu einer solchen Lernkultur gehören vor allem drei Bausteine. Diese können Lehrer*innen nicht nur beim  Einsatz von digitalen Medien im Unterricht leiten, sondern gleichzeitig die 4K Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken bei den Lernenden fördern (mehr zum 4K-Modell).

  1. Individuelles und selbstgesteuertes Lernen
  2. Kooperatives und kollaboratives Lernen im Sinne des 4K-Modells
  3. Kreativ-produktive und  gestalterische Auseinandersetzungen  mit Lerninhalten

Die Beispiele aus Teil 2 setzen das Alphabet von handlungs- und produktionsorientierten Praxisbeispielen für Gelingensnachweise nun fort und berücksichtigen dabei die drei Bausteine einer neuen Lernkultur.

 

N

wie Nachrichtensendung

An unserer Schule gibt es keine Hausaufgaben. Wobei.. das ist so nicht ganz richtig: Unter der Woche sollen die Schüler*innen die Logonachrichten auf Kika schauen. Dazu gibt es auch einen sog. Logodienst und ausgewählte Themen werden in der Schule besprochen. Daher liegt es nahe, die bekannten Logonachrichten auch in unseren Theos einzubinden und die Lernenden zu eigenen TV-Produzenten werden zu lassen.

 

Im Theo "An einem Tisch“ treffen sich die Schüler*innen in Redaktionsgruppen und fügen die verschiedenen Themenbereiche mithilfe der Greenscreentechnologie (siehe G wie Greenscreen) zu einer Logo-Sendung zusammen. Zur Unterstützung finden die Lernenden Informationen, Vorlagen und eine Checkliste auf einem Padlet. 

 

O

wie Open-Book

Als  Open-Book-Klausur (oder auch Kofferklausur)  werden an der Universität Klausuren bezeichnet, zu denen praktisch alle schriftlichen Hilfsmittel zugelassen sind. Dazu gehören dann beispielsweise Skripte aus der Vorlesung oder Bücher. In der Schule lassen sich so natürlich auch schriftliche Gelingensnachweise realisieren, die weniger Reproduktionswissen abfragen und das Bulimielernen fördern, sondern gezielt die Kompetenzen des 21.Jahrhunderts in den Blick nehmen. 

 

Während einer Klassenarbeit sind dabei z.B. die eigene Mappe, das Buch und das Tablet als Hilfsmittel zugelassen. Im Fokus solcher Open-Book-Gelingensnachweise stehen dann mehr die Anwendungsperspektive und der Transfer von Wissen auf neue Sachverhalte. 

 

P

wie Partybeleuchtung und Podcast

Im Theo "Let’s have a party“ (siehe J wie Jahrgangsparty) erstellen die Lernenden aus Klasse 5 und 6 Schaltskizzen für ein Beleuchtungskonzept und bringen so das Gelernte in eine direkte Anwendung mit Praxisbezug. 

 

Im Theo "Mit allen Wassern gewaschen" erforschen unsere Lernenden in Klasse 5/6 den Lebensraum Wasser. In selbsterstellten Podcasts berichten die Schüler*innen von den Dingen, die sie während des Projektes lernen. 

Q

wie Quizz

Im Theo "Ein Wald voller Rätsel“ (mehr unter W wie Wald voller Rätsel) gehen die Lernenden den Rätseln des Waldes auf die Spur. In der Kernaufgabe erstellen sie dazu eigene Rätsel für ihre Mitschüler*innen und nutzen so vorher erworbenes Wissen und Können. Zur Erstellung der eigenen Rätsel verwenden sie die Webseite learningapps.org. Wenn du wissen möchtest, wie du die Bausteine der Webseite im Unterricht einsetzen kannst oder wie du eigene Lernbausteine erstellst, schau dir diesen Kurs genauer an: Üben mit LearningApps.

R

wie Rollenspiel

In der Einheit „Zusammen leben - zusammen wohnen“ geht es u.a. um einen fiktiven Konflikt zwischen Emily und ihrer Mutter. Zur Lösung des Konfliktes nehmen die Lernenden ein Rollenspiel mit der Kamera ihres iPads auf. Eine Checkliste dient der Beurteilung des Gelingensnachweises. 

S

wie Standbild

In dem Unterrichtsprojekt "Ich, Du, Wir" in Klasse 5/6 geht es u.a. um das Thema Freundschaft und um die Fragestellung: "Was wünsche ich mir (nicht) in einer Freundschaft?“. Die Lernenden erstellen in Gruppen mehrere Standbilder, in denen sie visualisieren, was ihnen in einer Freundschaft wichtig ist und was nicht. Die Fotos fügen sie zu einer Seite mit der App Book Creator zuammen. 

T

wie Tischlein deck dich

Im Lernbereich "Tischlein deck dich“ des Theos "Mit allen Wassern gewaschen“ erfahren die Lernenden viel über Tischsitten, über Berufe rund um die Küche und lernen u.a. Vorgänge zu beschreiben. Zusätzlich zu zwei Schreibwerkstätten gestalten die Schüler*innen ihr Lieblingsgericht, denn das Auge isst ja bekanntlich mit. Dieser Gelingensnachweis fließt dann in das Fach Kunst (Klasse 5/6) ein.

U

wie Umfrage

Was wäre eine Jahrgangsparty (siehe J wie Jahrgangsparty) ohne Musik? Um eine Übersicht über die Musikgeschmäcker des Jahrgangs zu bekommen, ermitteln die Lernenden aus Jahrgang 5 in einer Umfrage Information dazu von ihren Mitschüler*innen. So entsteht später eine Playlist bei Spotify, die bei der Party abgespielt wird. 

V

wie Versuchsprotokolle

Forscherboxen sind für die naturwissenschaftlichen Fächer in den unteren Jahrgängen der OBS Berenbostel fest implementiert (siehe auch F wie Forscherboxen). Zu den verschiedenen Themen wie Optik, Magnetismus, Trennverfahren, Schaltungen uvm. fertigen die Lernenden mithilfe der Forscherhefte selbstständig Versuchsprotokolle an, die in den Fächern Physik, Biologie und Chemie als Gelingensnachweise dienen. 

W

wie ein Wald voller Rätsel

Im schon genannten Theo gestalten die Schüler*innen als Gelingensnachweis für das Fach Kunst in einer Gruppenarbeit die Stockwerke des Waldes und nutzen dafür das Wissen aus dem Fach Biologie. Dazu sammeln sie nicht nur Materialien im Wald, sondern führen auch Experimente (siehe X wie Xperimente) direkt im Wald durch. Die Baumentdeckerboxen aus dem Theo "An einem Tisch" dienen der weiteren Bearbeitung im Klassenraum. 

X

wie Xperimente

Um die Rätsel des Waldes zu lösen, muss man natürlich die Schule auch verlassen und gemeinsam den Wald erkunden. An den drei Waldtagen ist der Jahrgang klassenweise in den nahegelegenen Wald aufgebrochen und hat vor Ort Experimente (siehe Fotos) durchgeführt. Die Erkenntnisse werden dann später wieder in den Versuchsprotokollen festgehalten. 

 

Fotos by @materialmeer

Y

wie Yoga

Bei so vielen Gelingensnachweisen braucht es auch Entspannung und Achtsamkeit.

Z

wie Zeitstrahl

Im Theo "Entstehung der Kulturen“ reisen unsere Klassen 5 und 6 in die Steinzeit, zu den Ägyptern und in das alte Rom. In den jeweiligen Lernbereichen fügen die Schüler*innen unterschiedliche Infos in einen eigenen Zeitstrahl ein, den sie bei Padlet erstellen und mit ihren Lernbegleiter*innen teilen. Im zweiten Bild findet du ein Schülerbeispiel.