KIvolution im Klassenzimmer - Wir legen los!

Sir Ken Robinson hat es einmal so schön auf den Punkt gebracht: "If you want to start a revolution in education, make it happen in your own classroom." Robinson war schon lange vor KI der Auffassung, dass unser Bildungssystem nicht länger durch kleine Reformen ("Reförmchen") zu retten sei, sondern vielmehr einer echten Transformation bedarf (Changing Education Paradigms). 

 

Um dies zu erreichen, müssen wir bei uns selbst beginnen. Auch ich - an meiner Schule, in meinem Unterricht, in meinem Klassenraum. Wie veränderungsbereit bin ich selbst? Wie gehe ich mit Innovationen um und wie lerne ich selbst dazu? Unsere Lernenden lernen von uns; wir sind das Lernmodell. Und genau jetzt sind wir eben besonders stark gefordert. Die digitale Transformation verlief ja ehrlicherweise  weitgehend in Zeitlupe. Sogar über 30 Jahre nach der Erfindung des Internets träumen einige Schulen immer noch von flächendeckendem WLAN und streiten über die Einführung von Tablets für den Unterricht. Mit KI haben wir definitiv keine Zeit zu verlieren. Ansonsten könnte die Schule ganz schnell ausgedient haben.

 

Der 30. November 2022 wird rückblickend einen Wendepunkt markieren. ChatGPT als KI für jedermann hat alles verändert, und die Geschwindigkeit des Fortschritts wird noch schneller. Die Auswirkungen auf Bildung, Schule und Lernen sind spürbar - es sei denn, man blendet sie bewusst aus. Umso spannender sind die Ergebnisse der aktuellen Jugendstudie der Vodafone Stiftung "Pioniere des Wandels". Die Ausgangsfrage der Studie lautete: "Wie möchten Schüler:innen KI im Unterricht nutzen?" (Die Studie zum Download). Sie wurde im Januar im Auftrag von Vodafone von Infratest dimap unter 1590 Jugendlichen im Alter von 14 bis 20 Jahren durchgeführt und gilt als repräsentativ. 

 

Einige spannende Einblicke

Jugendliche nutzen KI längst in ihrem Alltag. 74 Prozent verwenden bereits KI-Tools. Die Verwendung von KI-Systemen erfolgt häufig auf eigene Initiative für private oder schulische Zwecke, jedoch ohne Anleitung von Lehrkräften (71 Prozent). Das meistgenutzte KI-Tool ist wenig überraschend ChatGPT. Soweit und in aller Kürze zu den Schülerinnen und Schülern. Und wie sieht es bei den Lehrerinnen und Lehrern aus?

 

Jetzt sind die Lehrkräfte gefordert

Wir entnehmen den Daten der Vodafone-Studie ganz klar, dass KI bereits ein fester Bestandteil im Leben der Jugendlichen ist und Schulen rasch darauf reagieren sollten. Dazu bedarf es neben der Fortbildung von Lehrenden vor allem der individuellen Auseinandersetzung mit KI-Systemen. Künstliche Intelligenz sollte als Technologie und Thema im Unterricht sowie als Anlass für Reflexion in Besprechungen und Konferenzen von Lehrkräften behandelt werden. Nicht zuletzt geht es darum, sich mit dem Bildungsauftrag zu befassen, der sich aus der Verfügbarkeit von KI ergibt: Wie kann Lernen mit, über, durch, trotz und ohne KI aussehen?

 

Ich verweise gerne auf das trojanische Pferd, wenn ich sage, dass der Zugang von KI in Schulen, insbesondere der Einsatz von ChatGPT für die eigene Unterrichtsvorbereitung, Zeit- und Arbeitsersparnis mit sich bringt. Es gibt reichlich Beispiele dafür.

 

Auch in meinem KI-Update (Update - KI und die Schule) habe ich kürzlich 12 KI-Anwendungen für die Schule vorgestellt. Solche Beiträge erreichen jedoch oft nur diejenigen, die sich ohnehin auf den Weg machen wollten oder sich bereits auf der Reise befinden.

 

Die Königsfrage bleibt: Wie erreichen wir durch Fortbildungen aber das gesamte Kollegium? Denn unbestreitbar ist das Lehrerzimmer die heterogenste Lerngruppe der Welt. Das wird in jeder meiner Fortbildungen deutlich.

Um das Thema KI weiter in den Fokus zu rücken, haben Joscha Falck (https://joschafalck.de/) und ich eine Reflexionsvorlage entwickelt. Genauer gesagt geht es uns darum, mit einem Check-in die Ausgangslage für das Lernen zu ermitteln. Denn nur wenn diese bekannt ist, können Maßnahmen abgeleitet und maßgeschneiderte Fortbildungsangebote an der Schule entwickelt werden. Am Anfang des kollegialen Lernprozesses steht daher eine individuelle Bestandsaufnahme, mit der Lehrkräfte ihr eigenes Vorwissen umreißen und erkennen können, was das Themenfeld alles nach sich zieht. Gemeinsam haben Joscha und ich zwei Bausteine entwickelt, die du direkt mit deinem Kollegium anwenden kannst. Frei nach dem Motto: Lass uns loslegen!

 

Baustein 1: Der Online-Check-in

Im ersten Baustein erfolgt die Reflexion in Form einer digitalen Umfrage (Google Formular und Microsoft Forms) mit 12 Fragen zum Thema „KI in der Schule“. Die Umfrage umfasst sowohl Fragen mit vorgegebenen Antworten als auch freie Texteingaben. Natürlich kannst du die Umfrage für deine Bedürfnisse und dein Kollegium anpassen. Dafür nutzt du einfach die Vorlage von Microsoft Forms.

 

Du kannst  die Umfrage hier gleich ausprobieren, testen und so feststellen, ob du sie direkt für dein Kollegium verwenden und/oder anpassen möchtest. 

 

Mit diesem Link kannst du die Umfrage duplizieren und mit Microsoft Forms individuell anpassen.

Und hier geht es direkt mit deinem persönlichen Check-in los:

Baustein 2: Megaprompt

Im zweiten Baustein geht es direkt in die Anwendung und Umsetzung mit KI. Dazu haben Joscha und ich einen vorgefertigten Megaprompt formuliert, mit dessen Hilfe du eine Selbsteinschätzung samt Feedback in Dialogform mit ChatGPT umsetzen kannst. 

 

Zur Verwendung am besten geeignet ist die Version GPT-4, die du z.B. über Microsoft Copilot oder Bing verwenden kannst. Der Mega-Prompt bildet dieselben Items ab wie der Umfragebogen. Trotzdem fanden wir den Gedanken reizvoll, Kolleginnen und Kollegen in den individuellen Dialog mit einem KI-System zu schicken – auch, um sie ausprobieren und erleben zu lassen, welche Potenziale in Mega-Prompts stecken.

 

Am Ende des Gesprächs wird eine Einschätzung zum individuellen KI-Kenntnisstand sowie eine Empfehlung ausgegeben, welche Schwerpunkt für die individuelle und gemeinsame Fortbildung im Kollegium hilfreich wären.

 

Den vollständigen Mega-Prompt mit kurzer Anleitung kannst du hier herunterladen und dann direkt verwenden! Im Dokument (PDF und DOCX) findest du zudem eine verkürzte Form für Microsoft Copilot, da hier nur eine begrenzte Anzahl an Zeichen zur Verfügung steht. 

Download
KI Selbsteinschätzung_Mega Prompt.pdf
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Download
KI Selbsteinschätzung_Mega Prompt.docx
Microsoft Word Dokument 23.8 KB

Viel Spaß beim Ausprobieren!

Die Umfrage und der Mega-Prompt sind unter CC-BY Lizenz veröffentlicht – die Angebote kann du also sehr gerne nutzen, nach deinen Bedürfnissen anpassen und weitergeben. Joscha und ich freuen uns über Namensnennung und einen Hinweis auf unsere jeweilige Homepage.

 

Alle Materialien kompakt an einem Ort findest du übrigens hier: 

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Kommentare: 1
  • #1

    Sybille (Sonntag, 17 März 2024 17:27)

    Hallo,
    danke für diesen tollen Beitrag!! ChatGPT 3.5 beantwortet die Fragen des Megaprompts allerdings einfach mal selber :)) aber schön, dass sich die KI so einigermaßen schon mit sich selber auskennt.